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Sonntag, 18. Dezember 2011

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!

Joseph von Eichendorff

2 Kommentare:

  1. Tja, die gute alte Zeit. Ich war gestern in Augsburg. Von wegen Markt und Straßen stehn verlassen usw. Es war ein Trubel, ein Gedränge und ein Trara, das jeder Beschreibung spottet. So sieht Konsumterrorismus aus. Von wegen so weit und still die Welt. Ich war regelrecht angewidert. Und die Sterne, die hoch die Kreise schlingen, waren schlicht nicht zu sehen vor lauter Leuchtreklame und sonstige Lichtverschmutzung. Früher mag diese Jahreszeit besinnlich und gnadenreich gewesen sein. Heute ist es nur noch Radikalkapitalismus auf Teufelkommraus. Schade. Es fällt schwer, sich diesem ganzen Treiben zu entziehen und es so zu empfinden, wie es seinerzeit Joseph von Eichendorff tat.

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  2. @Nervenruh,
    mir fällt es nicht so schwer! Hier in dieser dörflichen Gegend hat man noch all das wovon die Städter träumen. Ich liebe diese schöne und besinnliche Weihnachtszeit hier auf dem Land. Am Abend ist es dunkel, selbst die Laternen erlöschen um 23 Uhr. Dann leuchten nur noch die Fenster mit ihrem Weihnachtsschmuck. Darum sieht man wohl hier auch so viele Sterne am dunklen Himmel.

    Natürlich fahren wir auch schon mal nach Neubrandenburg, Greifswald oder Stralsund! Da sieht es dann so ähnlich aus wie Du es in Augsburg erlebt hast. Wir machen es nur wenn es unbedingt sein muß.

    Mittlerweile bin ich eine echte Landpomeranze geworden, die ihr Landleben genießt. ;-)

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